Es ist immer wieder ein Faszinosum, zu sehen, wie sensibel die Künstler auf die sich stets verändernde Zeitsituation reagieren, und es ist ebenso kennzeichnend, welche Nominierungen die einzelnen Kunstkritiker für die Malerwochen vornehmen.
Es entspricht der Dialogsituation der Kunst unserer Zeit, die sich verdichtet und in immer neuen Ansätzen zur Entwicklung der eigenen Ansätze führt und, um diese erarbeiten zu können, sich ihre eigenen selbst Bezugspunkte in der Kunstgeschichte wählt.
Man konnte diesen Vorgang als einen Historismus definieren. Das Weiterwirken des Historismus im 19. Jahrhundert erweist sich jenseits der Ideologie der Moderne und der Avantgarde als ein Grundzug auch des Denkens im 20. Jahrhundert.
Die Überwindung des Historismus erfolgte nur im Hinblick auf den Glauben des Historismus selbst am Ende einer grössen Entwicklung zu stehen und alle künstlerischen und stilistischen Formen als Vorbilder (und Vorbildsammlungen) befreit von den Einschränkungen der jeweiligen Epochen einsetzen und ohne eigene Erfindung kompilatorisch verwenden zu können.
Ebenfalls in einem Zwischenbereich arbeitet Adriana Amodei; ihre Gemälde sind mit abstrakten Formen erfüllt, die ihre Gestimmtheit spiegeln und dem Betrachter in den sensiblen Strukturen öfter vegetabile oder landschaftliche Assoziationen vermitteln könnten. Diese Bilder sind darüber hinaus durch unbemalte streifenförmigen Partien sozusagen unterbrochen und diese Streifen, neutrale Streifen im Bild (die durch das Abkleben mit Streifenerhalten bleiben), bilden mehrteilige Dreieckskinfigurationen. Diese Stimmungsdarstellungen mit der geometrisierenden Streifenstruktur verlängert die Künstlerin durch Metallstäbe in den Raum hinaus, der diese Dreieckskonfigurationen der Bilder allerdings nur scheinbar direkt in den Raum hinauskragen lässt.
So wie uns die Bilder dazu verführen, in ihnen Landschaften zu sehen, so machen uns die Metallstrukturen glauben, sie seien einfache Fortsetzungen der Bilder. Unsere Einblicke und Erkenntnisse pendeln hin und her, wir suchen das Trompe-l’oeuil, wir wünschen uns eine logische Verräumlichung und beides wird uns vorenthalten. Weder helfen uns unsere Erfahrungen des Realismus in der Malerei, noch die des Konstruktivismus, obwohl Amodei mit allen Assoziationen spielt und doch eine eigene Synthese schafft.
Prof. Dr. Wilfried Skreiner